Es ist nicht mehr viel zu sehen von der Eisenbahnverbindung von Hamm nach Rhynern und weiter nach Werl. Als sie am ersten Februar 1901 feierlich eröffnet wurde, war das ganz anders. Idee und Ursprung war eigentlich der Kreis Soest, als er 1894 beschloss, den großen Kreis durch eine Kleinbahn zu erschließen. Der Kreis Hamm schloss sich kurz darauf an. Mit dem Hammer Anschluss erfolgte ein weiterer, wichtiger Schritt in der Entwicklung des Eisenbahnnetzes der Ruhr-Lippe-Kleinbahnen (Später Ruhr-Lippe-Eisenbahnen) und damit in der Erschließung des ländlichen Raumes der Kreise. Einige Jahre später kam dann auch noch die Verbindung von Hamm nach Lippborg hinzu, die eine bestehende Netzlücke füllte. Die RLE beförderte auf ihren Streckengleisen von nahezu 100 km Personen und Güter in einem beträchtlichen Umfang. Ab 1925 wurden für die Personenbeförderung auch Busse eingesetzt. Nach dem Krieg und der Beseitigung der umfangreichen Schäden konnte der Betrieb von Bahn und Bussen wieder aufgenommen werden. Auch die von Hamm nach Werl. Viele Geschichten ranken sich um den Dampfzug „Pengel Anton“ und dem Triebwagen „Schienensepp“ oder „Hoppdiwipp“ wie sie liebevoll genannt wurden. Vieles war in dieser Zeit nur durch diese, für uns heute nostalgische Verkehrsinfrastruktur möglich: Besuche, Wallfahrten nach Werl, Ausflug zur Möhnetalsperre, Fahrt ins nahe Sauerland. Landwirtschaftliche Produkte, Baumaterial, Milch, Zeitungen, Kohle, alles wurde mit der Kleinbahn transportiert. Aber auch hier übernahmen Busse und LKWs mehr und mehr die Transportleistungen. Im Oktober 1959 dann das Aus. Der Betrieb von Rhynern nach Werl und am 4.3.1962 der zwischen Rhynern und Hamm wird eingestellt und die Anlagen abgebaut.
Heute erinnert nur noch wenig an diese Zeit mit ihren Anlagen. Man muss schon genau hinschauen, um Radwege als ehemalige Trassen oder gemauerte Widerlager von Brücken zu erkennen. Eine Ausnahme ist das alte Bahnhofsgebäude „Rhynern-West“, heute besser bekannt als historische Gaststätte „Zum Klosterfeld“. In der Gründungsphase gebaut, befanden sich neben den betrieblichen Eisenbahnanlagen auch die Wartesäle 1. und 2. Klasse im Gebäude. Von dem ehemaligen Lokführer Hermann Fischer, der nach einem Unfall seine Tätigkeit im Führerstand einer Dampflokomotive nicht mehr ausführen konnte, wurde der Bahnhof 1932 zur Bewirtschaftung übernommen. Er fügte noch einen Kohlenhandel hinzu, die Transportmöglichkeiten waren ja da. Im Krieg hatte der Bahnhof als öffentliches Gebäude auch einen Luftschutzraum. Nach der Schließung des Bahnbetriebes und dem Rückbau der Anlage konnte sein Schwiegersohn Franz Rehbein 1963 das ehemalige Bahnhofsgebäude kaufen. Es wurde mit großem persönlichem Einsatze der ganzen Familie zur Gaststätte mit Hotelbetrieb umgebaut. Die beliebte Gaststätte entwickelte sich zum Rhyneraner „Kulttreffen“, man ging zu „Fenne“. Gemeint war Franz Rehbein jun., der mit seiner Frau vierzig Jahre ein Inbegriff für dörfliche Zusammenkünfte und Gemütlichkeit wurde.
Die Nachfolge stellte sich allerdings als schwierig dar. Einige Pächter versuchten es, es blieb immer bei Kurzeinsätzen. Abriss und Neubau wurden diskutiert, Rhynerns Bürger protestierten. Jetzt hat die Stadt das Haus erworben, wird es sanieren und den Bürgern zur Nutzung zurückgeben. Zu welcher wird noch diskutiert.
Der Kreis ist fast geschlossen – vom Bahnhofsgebäude für Reisende über Gasthaus und Hotel bis zu einem Treffpunkt für alle.