Bei der gemeinsamen Veranstaltung des Heimatvereins Rhynern mit vielen Gruppierungen rund um den Grenzstein zwischen Hamm-Rhynern und Werl wurde deutlich: Hier ist keine Grenze, kein Abschluss, sondern ein Mittelpunkt des „Miteinanders“ aufgestellt worden.
Schon 1990 war auf Initiative der Bezirksvorstehern Lieselotte Schriek zwischen Rhynern und Werl ein Schnadestein gesetzt worden. Diese Steine dienten früher der eindeutigen Markierung von Grenzen. Damit alle Beteiligten auch wussten, wo diese Abgrenzungen waren, wurden öffentliche Begehungen für alle Bürger durchgeführt. Zur Verdeutlichung gab es den Brauch, die Beteiligten über den angefeuchteten Stein zu ziehen. Mit einem klaren Schnaps wurde dann alles besiegelt. Weil aus mehreren Gründen dieser Schnadestein einen neuen Standort benötigte, wurde er jetzt an der Sönnernstraße, einige Meter neben dem Landwehrbach als offizielle Grenze, unter großer, allgemeiner Beteiligung neu aufgestellt.
Angeführt vom Jugendfanfahrenzug Rhynerberg bewegte sich eine beachtliche, bunt gemischte Gruppe von der alten Schule in Wambeln über die Sönnernstraße zum „Wambeler Bruch“. Eine weitere Gruppe kam aus der Gegenrichtung, aus Sönnern zum neuen Grenzstein. Der fröhliche Festakt zur Einweihung des neuen Stadtortes mit kurzen Statement aus der Politik und den beteiligten Vereinen machte deutlich, grundsätzlich geht es neben der Erhaltung von Brauchtum um ein Bemühen von Gemeinsamkeit und Miteinander. Dann war, zur Freude aller Zuschauer, dass “Poahläsen“, oder „Über den Stein ziehen“ angesagt. Das Ritual aus dem ausgehenden Mittelalter besagt:
Zuerst wird der Stein mit einem klaren Schnaps befeuchtet, damit er sauber und desinfiziert ist. Vier kräftige Herren werden den jeweiligen Täufling anheben und ihn dreimal vorsichtig auf den Stein setzen. Die Zuschauer zählen wegen der Genauigkeit mit und skandieren, während der Täufling seinen „Klaren“ trinkt:
Da wurde im gedöppt der Äs, dass er die Grenze nicht vergäß.
Mit dem Oberbürgermeister, dem Bezirksbürgermeister und den Ortsvorstehen wurden auch die Vereinsvorsitzenden und einige Aktivisten zur Freude und unter Mitwirkung der Zuschauer gedöppt. Nachdenklich und deutlich der Gedankensprung von vielen: Ob dieser, eigentlich simple, uralte Vers auch Putin und anderen Machthabern bekannt ist?
Wandern und mitmachen macht hungrig und durstig. Auch dafür hatten die Veranstalter um Bodo Hömberg und Werner Schäfer vom Heimatverein gedacht. Bei der Rückkehr dampfte schon der Grill an der alten Schule und die Gläser waren gefüllt.
Ein schöner Nachmittag bei herrlichen Wetter, mit Grenzstein, aber ohne Grenze und viel gemeinsamer Freude.