„Eine Bezirksmedaille ist die höchste Auszeichnung, die ein Stadtbezirk vergeben kann. Sie ist die öffentliche Anerkennung für den Dienst an der Allgemeinheit. Mit der Verleihung wird auch deutlich, wie viele Bürger sich auch noch heute für das Wohl anderer Menschen einsetzen, betonte Bezirksbürgermeister Andreas Obering zu Beginn der Laudatien beim Stadtbezirksempfang in der Aula der Konrad-Adenauer-Realschule. In diesem Jahr wurden drei engagierte Mitbürger des Stadtbezirks geehrt, die in den verschiedensten Bereichen unserer bürgerschaftlichen Gemeinschaft lange tätig waren und teilweise noch sind. “Das, was Sie in der Regel überall dort, wo Sie wirken, im Stillen tun, soll heute für Sie ganz öffentlich werden, sie haben es verdient“, betonte deshalb alle Laudatoren unisono.
Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Claudia Breer skizzierte die Lebensstationen von Frau Ingrid Stadali wie folgt:
Ingrid Stadali ist 1941 in Ostpreußen geboren. Als Ingrid drei Jahre alt war, musste ihre Familie das erste Mal fliehen und versuchte in der Gegend von Leipzig eine neue Heimat zu finden. 10 Jahre später floh die Familie zum zweiten Mal und gelangte in ein Lager bei Hamburg. Die Dramatik dieser zweimaligen Flucht und Vertreibung kann ich mir nur schwer vorstellen und bin immer dankbar, wenn Zeitzeugen daran erinnern, dass Mahnung zum Frieden auch heute keine leere Worthülse sein darf.Nach dem Besuch der Volksschule, auch der Lagervolksschule hat Ingrid Stadali die Handelsschule besucht, wurde Kontoristin, besuchte die Sekretärinnen Akademie und war zum Schluss Chefsekretärin der Superintendenten Draheim und Nierhaus im Kirchenkreis Hamm. Sie ist verheiratet und zur Familie Stadali gehören 3 inzwischen erwachsene Kinder und 3 Enkelkinder. Neben ihrem beruflichen und privaten Engagement war sie immer auch ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen engagiert:
10 Jahre arbeitete sie bei der Telefonseelsorge Hamm mit; sie war ehrenamtliche Betreuerin und Testamentsvollstreckerin und sie hat 1986 den Seniorenkreis der evangelischen Kirche Westtünnen gegründet und bis 2010 geleitet.Für jeweils 4 Jahre war sie Schöffin am Landgericht Dortmund und Jugendschöffin beim Amtsgericht Hamm. Seit 2009 ist sie regelmäßig aktiv bei der Essensausgabe der Armenküche – heute Franziskusküche – der Caritas Hamm und hat hier auch das mittwochs Café mit gegründet
Mit dem Norbert Lammert Zitat fasste die Laudatorin das Bemühen zusammen:
„Es ist nicht leicht die Welt zu verändern.
Aber der Versuch lohnt und manchmal ist er überfällig.“
Das umfangreiche Bemühen des bodenständigen Bergers Horst Thomas wurde von Bezirksvertreter Achim Kieserling vorgetragen:
Horst Thomas wurde vor 85 Jahren in Berge geboren und wuchs „auf der Höchte“ am Langewanneweg auf, wo er auch heute noch wohnt.
Sein späterer Beruf wurde ihm in die Wiege gelegt, denn in „Oma ihr klein Häuschen“ war auch die Poststelle von Berge I untergebracht. So wurde Horst Thomas Postzusteller. Damals sagte man schlicht Briefträger. Seine Bezirke wechselten im Laufe der Jahre zwischen Hammer Süden und Berge. 1958 trat er in die Deutsche Post-Gewerkschaft (DPG) ein. Die Nachfolgeorganisation VERDI ehrte Horst Thomas unlängst für 65jährige Mitgliedschaft. 1960 heiratete Horst seine Anneliese. Die Feier zur Diamantenen Hochzeit fiel leider der Pandemie zum Opfer. Über 50 Jahre war er im Verband „Wohneigentum Westfalen-Lippe“ tätig, seit 1975 als Siedlungsleiter der Postsiedlung am Grünen Weg. Die Freiwillige Feuerwehr in Berge unterstützt er seit 1974 als Fördermitglied. Weil Horst und Anneliese schlecht „Nein“ sagen können, betrieben sie 8 Jahre lang die Wirtschaft im Kleingartenverein Heckenrose.
Das weitaus größte Engagement von Horst Thomas galt und gilt der Schützengesellschaft Berge. Vor 60 Jahren wurde er Mitglied und war seit 1967 auch im Verstand. Über 20 Jahre lang war er für die Organisation des Kinderschützenfestes verantwortlich, das dadurch ein fester Bestandteil des Schützenfest-Sonntages wurde. 1975 regierte er das Schützenvolk ein Jahr lang mit seiner Frau Anneliese als Königspaar. 1976 wurde er zum Oberstleutnant befördert und diente dem Verein viele Jahre lang als Adjutant. Im Jahre 2008 ernannte ihn die Schützengesellschaft zum Ehrenmitglied und zum Ehren-Verstandsmitglied. Horst Thomas war einer der ersten Fürsprecher, den Schützenplatz zum Langewanneweg zu verlegen, was sich als sehr gute Entscheidung erwiesen hat. Den Vorteil, nah am Schützenplatz zu wohnen, nutzte Horst Thomas und schmückt seit dem den Langewanneweg auf der Höchte zusammen mit vielen seiner Nachbarn zu jedem Schützenfest sehr festlich. Aber auch sonst war und ist ihm eine gute Nachbarschaft sehr wichtig. Darum wurde er von seinen Nachbarn zum „Bürgermeister von der Höchte“ ernannt – mit Urkunde, Amtskette und Orden.
„Ein Kompromiss ist die Kunst eine Torte so aufzuteilen, dass jeder glaubt, das größte Stück zu haben“, so beschrieb Claudia Breer einen umfangreichen Abschnitt des ehrenamtlichen Wirkens der besonders als Schiedsfrau bekannten und geachteten Christel Seegraef.
Sie wurde im April 1946 – also direkt nach dem 2. Weltkrieg – in Heessen, jetzt Hamm, geboren. Ihr beruflicher Werdegang führte von Rechtsanwalts- und Notargehilfin über das Amt der Bürovorsteherin über immer wieder Fort- und Weiterbildung auch als Fernstudium der Rechtswissenschaften zur Rechtsanwalts- und Notarkammer in Hamm.Hier hatte sie nicht nur die Büroleitung inne, sondern war auch Dezernentin für Aus-, Fort- und Weiterbildung. Ihr ist es zu verdanken, dass die Weiterbildung zur Bürovorsteherin/ zum Bürovorsteher im anwaltlichen und notariellen Bereich in unserem Kammergebäude eingerichtet wurde. Heute werden hier Geprüfte Rechtsfachwirte/ -fachwirtinnen und Geprüfte Rechts- und Notarfachwirte/ -fachwirtinnen ausgebildet.Mehrere Jahre unterrichtete Christel Seegraef auch am Friedrich- List- Berufskolleg die Auszubildenden der Anwalts- und Notarkanzleien.
Zum Ausgleich ihres beruflichen Engagements spielte Christel Seegraef seit 1972 Tennis in Mannschaften des TC-Grün-Weiß Hamm. Sie übernahm in diesem Verein verschiedene Vorstandsämter v on der Schriftführerin über Jugendbetreuerin, Pressewartin, Geschäftsführerin und schließlich Vorsitzende. 2016 fusionierte der Verein mit dem TC Pelkum, heißt heute TC Grün-Weiß Pelkum und Christel Seegraef ist die Ehrenvorsitzende. Für ihre sportlichen Erfolge und Verdienste ernannte der Stadtsportbund Christel 2013 zum Ehrenmitglied und die Stadt Hamm würdigte sie 2016 mit der Sportplakette in Bronze. Zum Ende ihres beruflichen Engagements wurde sie von der Bezirksvertretung Rhynern 2006 zur Schiedsfrau für den Bezirk 10 gewählt.
Dieses Ehrenamt übte Christel Seegraef bis zum vergangenen Jahr mit so hohem Einsatz und viel Freude aus, dass sie nicht nur schnell zunächst stellvertretende und dann Vorsitzende der Schiedspersonen im Landgerichtsbezirk Dortmund wurde. Sie überarbeitete im Justizministerium Düsseldorf das neue Schiedsamtsgesetz mit, wirkte mit bei der Erstellung und Neugestaltung der Satzungen und wurde von der Mitgliederversammlung der Schiedspersonen im vergangenen Jahr in Würdigung ihrer hervorragenden Verdienste zur Ehrenvorsitzenden und zum Ehrenmitglied ernannt.
In deiner Vereinsarbeit und auch beruflich konntest du die Kunst des Vermittelns und das Suchen nach Gemeinsamkeiten perfektionieren, so die stellvertetende Bezirksbürgermeisterin abschließend.