Diskussion mit Landespolitikerin Bianca Winkelmann über immer höhere Anforderungen an die Familienbetriebe
Claus Binkhoff ist neuer Vorsitzender des Kreisagrarausschusses der CDU Hamm. Auf der Kreistagung wurde der 52-jährige Landwirt aus Herringen als Nachfolger von Friedrich Witte gewählt, der das Amt seit 2011 inne und nicht erneut kandidiert hatte. Zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde erneut Burkhard Wiehoff aus Osttünnen gewählt. Als Schriftführer bestätigt wurde Heinz-Fridrich Schäfer aus Lerche. Als weitere Mitglieder wurden Thomas Behrens und Christian Sturm erneut sowie Michael Köster und Florian Romberg erstmals in den Vorstand gewählt.
„Ich freue mich, dass wir endlich wieder in Präsenz tagen und uns über die großen Herausforderungen dieser Zeit austauschen können“, begrüßte Witte die CDU-Landwirte sowie interessierte Gäste. Mit der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Landtag NRW, Bianca Winkelmann MdL, hatte er dazu eine kompetente Referentin eingeladen, die selbst seit mehr als 30 Jahren einen landwirtschaftlichen Betrieb im Landkreis Minden-Lübbecke bewirtschaftet.
„Putins militärischer Angriffskrieg gegen die Ukraine ist zugleich ein Energiekrieg gegen Europa und ein Hungerkrieg gegen die Welt. Mehr als ein Viertel des Weizens, der in der gesamten Welt gehandelt wird, kommt aus der Ukraine und Russland“, sagte Winkelmann. Für die CDU-Landtagsfraktion stehe deshalb seit dem russischen Angriff auf die Ukraine die Versorgung der Bevölkerung weit oben auf der Prioritätenliste. Es müsse jetzt alles dafür getan werden, damit die Preise für Energie wieder runter gehen und wettbewerbsfähige Familienbetriebe erhalten und zu bezahlbaren Preisen Lebensmittel produzieren können. Dass die Ampel in Berlin immer noch kein Konzept für die Deckelung der Preise habe, obwohl seit Monaten bekannt sei, dass die Gas- und Strompreise steigen, sei einfach nur enttäuschend.
Große Sorgen bereitet den Hammer Landwirten auch der Vorschlag der EU-Kommission, den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu halbieren und in Schutzgebieten sogar komplett zu verbieten. „Es ist unbegreiflich, dass Vizepräsident Frans Timmermans in der jetzigen Situation, wo die Leute eh kein Geld mehr in der Tasche haben, mit solchen Anforderungen kommt“, sagte Winkelmann. Bei der Einrichtung der Schutzgebiete sei den Landwirten immer zugesichert worden, dass dies keine Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Nutzung haben werde. Der Vorschlag aus Brüssel betreffe in Nordrhein-Westfalen etwa 850.000 ha, die als geschützte Landschaft festgeschrieben seien. Ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in diesen Bereichen bedeute nicht nur ein Verlust in das Vertrauen von politischen Zusagen. Vielmehr werde das Nahrungsmittelangebot weiter verknappt, sodass die Preise weiter noch weiter steigen, erklärte Winkelmann.
Mehr Unterstützung als aus Brüssel erhoffen sich die Hammer Landwirte aus der Landeshauptstadt Düsseldorf. Für das im Koalitionsvertrag angekündigte Zukunftsprogramm moderne Landwirtschaft, wonach gemeinsam eine Strategie zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln entwickelt wird, die Ressourcen und Betriebsmittel einsparen soll, sind die Landwirte offen. Ebenso wird das Ziel, Nitrateinträge weiter zu reduzieren und die Düngeverordnung praxisnah umzusetzen, mitgetragen. Voraussetzung hierfür sei die Anwendung des Verursacherprinzips, das den Ausbau des Messstellennetzes erfordere. Eine Chance für eine bessere Regionalvermarktung sehen die Landwirte in dem Kantinenprogramm, das regionales Essen in öffentliche Einrichtungen bringen soll. Die Landespolitikerin machte hier jedoch deutlich, dass das Zukunftsprogramm wegen der noch nicht feststehenden Beteiligung der Länder am Energiepreisdeckel unter einem Finanzierungsvorbehalt stehe.
„Damit wir beim Tierwohl und Ressourcenschutz weiter vorankommen, müssen die Vorschläge des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung (Borchert-Kommission) in Berlin aus den Schubladen geholt, auf den Tisch gelegt und endlich umgesetzt werden“, fordert Winkelmann. Nur mit einer verlässlichen Tierwohlprämie, die den Betrieben die Mehrkosten für das hohe Tierwohlniveaus ausgleiche, könne ein tiergerechtes Haltungssystem geschaffen werden.
Die Versammlung dankte Bianca Winkelmann für den Vortrag und die Diskussion mit viel Applaus und stilgerecht mit ein paar regionalen landwirtschaftlichen Produkten aus Hamm. Der neue Vorsitzende Claus Binkhoff dankte dem scheidenden Vorsitzenden Friedrich Witte für langjährige Arbeit im Interesse der landwirtschaftlichen Familienbetriebe in Hamm. Zugleich forderte er alle Versammlungsteilnehmer auf, das politische Engagement hoch zu halten und wachsam zu bleiben. „Wir Landwirte lieben unseren Beruf und sorgen für volle Teller, wenn man uns lässt. Damit die Bedingungen stimmen, müssen und werden wir Landwirte unseren Sachverstand auf allen Ebenen in die politischen Entscheidungsprozesse einbringen. Als Vorsitzender des Kreisagrarausschusses der CDU Hamm möchte ich gemeinsam mit euch dazu meinen Beitrag leisten“, so Binkhoff.