Die CDU Hamm trauert um Gisbert Kunz. Das Gründungsmitglied der CDU und der Jungen Union Hamm verstarb am 3. August 2022 im Alter von 98 Jahren. Gisbert Kunz war der letzte noch lebende Zeitzeuge, der die Gründung der christlich-demokratischen Partei im Sommer 1945 aus nächster Nähe miterlebt und die Junge Union Hamm bereits im Januar 1946 mitgegründet hatte.
Gisbert Kunzs Vater, der Buchdrucker und Christliche Gewerkschafter Johannes Kunz, war in Hamm stellvertretender Vorsitzender der Zentrumspartei, als diese nach Hitlers Machtergreifung aufgelöst wurde. Er gehörte zu den Männern in Hamm, die sich im Krieg heimlich im Heizungskeller unter der Agneskirche trafen, um über politische Konsequenzen aus den Erfahrungen mit der NS-Diktatur zu beraten, und die sich gleich nach dem Zusammenbruch zusammenfanden, um die Voraussetzungen und Grundlagen für den Zusammenschluss der beiden christlichen Konfessionen in einer politischen Partei zu schaffen.
Seit seiner Kindheit lebte Gisbert Kunz in einem Doppelhaus an der Soester Straße im Hammer Osten, das sein Vater zusammen mit Ferdinand Poggel (Oberbürgermeister der Stadt Hamm von 1946 bis 1952) gebaut hatte.
Kunz war Schüler des Gymnasiums Hammonense, als er im Sept. 1942 mit 18 Jahren zur Wehrmacht eingezogen wurde. Anträge des Vaters, ihn wegen des bevorstehenden Abiturs nicht einzuziehen, waren abgelehnt worden.
An der Front in der Nähe von Kiew wurde Kunz bereits am zweiten Einsatztag verwundet, sodass er Mitte 1944 ins Lazarett in Hamm eingewiesen wurde. Ans Bett gefesselt bereitete er sich auf das Abitur vor, das er am 30.03.1945 bestand. Das Siegel auf dem Abitur fehlte, weil es bei einem Bombenangriff zerstört worden war. Dies war durch den Direktor handschriftlich auf dem Abiturzeugnis vermerkt worden.
Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der CDU erzählte Gisbert Kunz, dass es in seiner Schulklasse zwei Gruppen gab: die eine war „hitlerorientiert“, die andere, zu der er sich zählte, dem katholischen Milieu zugewandt, wozu auch drei bis vier evangelische Schüler zählten. Aus dieser guten Erfahrung der gemeinsamen Berührungspunkte von katholischen und evangelischen Christen habe er schon sehr früh die Erkenntnis gewonnen, dass es nach dem Krieg einen Neuanfang nur mit einer gemeinsamen neuen Partei geben könne.
Bis zur Aufnahme des Studiums in Münster im Jahr 1946 engagierte sich Gisbert Kunz als Mitglied in der Schar der katholischen Jugend und beim Aufbau der Jungen Union. Während dieser Zeit half er außerdem mit bei der Organisation für den Aufbau der Kirche am Klösterchen an der Ostenallee, der er bis zur Profanierung im Jahre 2013 als Lektor, Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat verbunden war.
1951/1952 war Gisbert Kunz Referendar am Hammonense. In dieser Zeit engagierte er sich als Fraktionsvorsitzender der Jungen Union im Jugendparlament, das es damals in Hamm gab.
Kunz wurde schließlich Lehrer am Helmholtz-Gymnasium in Dortmund. 1956/57 wurde er Ausbilder der Studienreferendare im Bezirksseminar.